Wer gut schlafen kann, ist erfolgreicher und bleibt auch länger jung.
Ein Schlafexperte verrät, wie Sie Ihre Nachtruhe optimieren können und mitunter erfolgreich werden. Schlafen gilt jedoch in unserer Gesellschaft als ziemlich langweilig: Up to date ist, wer viel leistet und sich wenig Ruhe gönnt. Das ist schade, meint der Psychologe Günther W. Amann-Jennson, der in seinem aktuellen Ratgeber „Schlaf dich jung, fit und erfolgreich!“ eine Bresche für den Schlaf als Gesundheitsfaktor Nummer eins schlägt. Im Health-Talk mit Kristin Pelzl-Scheruga (Chefredakteurin) von Madonna steht der international renommierte Schlafexperte Günther W. Amann-Jennson jetzt Rede und Antwort.
Schlafen wir Österreicher eigentlich gut und genug?
Günther W. Amann-Jennson: „Nein. Laut der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung leiden etwa 25 bis 30 Prozent der Österreicher an echten Schlafstörungen. Gerade Frauen sind laut Statistik mehr von Schlafstörungen betroffen als Männer. Schlafmediziner warnen jedoch schon länger, dass die Quote der Menschen mit Schlafstörungen in Wirklichkeit viel höher ist.“
Wie machen sich Schlafstörungen bemerkbar?
Günther W. Amann-Jennson: „Man kann davon ausgehen, dass 70 Prozent der Erwachsenen keinen erholsamen Schlaf haben und an Schlafstörungen leiden. Die Folgen sind Dauermüdigkeit, Gesundheitsstörungen, Leistungsabfall oder erhöhte Unfallgefahr.“
Und umgekehrt: Warum sollten wir uns um guten Schlaf bemühen?
Günther W. Amann-Jennson: „Weil Ihr persönlicher Nutzen sehr hoch sein wird: Sie bleiben länger jung und gesund und werden mehr Lebensfreude, aber auch wesentlich mehr Erfolg in Ihr Wachleben bringen.“
Gesunder Schlaf lässt uns erfolgreich werden?
Günther W. Amann-Jennson: „So ist es. Gesunder Schlaf macht erfolgreich. Das heißt im Umkehrschluss: wer zu wenig oder schlecht schläft, bei dem geht der aktive, vitale Tag daneben. Ein renommierter Schlafforscher der Stanford University hat diesbezüglich gesagt, dass er nach 40 Jahren Schlafforschung keinen Faktor gefunden hat, der auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden einen größeren Einfluss hat als der Schlaf. Unsere Gesundheit hängt somit zu 90 Prozent vom erholsamen und gesunden Schlaf ab.“
Stimmt es, dass man durch gesunden Schlaf auch abnimmt?
Günther W. Amann-Jennson: „Studien zeigen dies tatsächlich: Wer ausreichend und qualitativ gut schlafen kann, läuft weniger Gefahr, zuzunehmen. Das hängt vor allem mit dem Stoffwechsel und im Besonderen mit der Insulinproduktion zusammen. Voraussetzung ist jedoch, dass man abends vor allem eiweißhaltige Lebensmittel wie Fisch oder mageres Fleisch isst und Kohlenhydrate wie Brot oder Nudeln meidet.“
Und wie kann ich erholsamen und guten Schlaf nun fördern?
Günther W. Amann-Jennson: „Ziel ist es, zu einem sogenannten bioenergetischen Schlaf zu kommen. Das ist der Ausdruck für die höchstmögliche körperlich-geistig-seelische Regeneration und Vitalisierung durch Schlaf. Zunächst einmal muss man die Hardware berücksichtigen. Das heißt: Ist die Schlafunterlage bzw. das Bettsystem orthopädisch korrekt? Und: Ist das Schlafsystem in einem weitgehend störungsfreien Schlafumfeld (ohne Elektrosmog)? So zum Beispiel können Quarzuhren die Regenerationsphase empfindlich stören. Nehmen Sie auch die Uhren in der Nacht ab und lagern Sie sie nicht in der Nähe Ihres Schlafplatzes!“
Was ist noch wichtig?
Günther W. Amann-Jennson: „Auch Stress, Ernährung oder Bewegung beeinflussen unser Schlafverhalten sowie unsere Schlafqualität und können eine Ursache für Schlafstörungen darstellen. So etwa ist es von Vorteil, nicht gegen Stress anzukämpfen, sondern sich mit ihm zu arrangieren. Sehr wirkungsvoll: Halten Sie täglich mehrmals einige Minuten lang inne. Meditieren Sie! Und suchen Sie vermehrt positive Abenteuer: Lassen Sie sich somit immer wieder zu etwas Neuem anregen!“
Aber was hat der Schlaf mit dem „erfolgreich werden“ zu tun?
Günther W. Amann-Jennson: „Viel. Denn wer erfolgreich werden will, muss erholsam schlafen und tagsüber bereits die Weichen für den gesunden Schlaf stellen. Je größer der Tagesstress, desto größer muss der Ausgleich sein. Die ideale Tagesverteilung lautet daher: Acht bis neun Stunden Arbeit, sieben bis acht Stunden Freizeit und sieben bis acht Stunden Schlaf.“
Welche Rolle spielt das Abendessen für den Schlaf und für die Schlafhygiene?
Günther W. Amann-Jennson: „Eine zentrale Rolle. Das Nachtmahl sollte spätestens zwei Stunden vor der tatsächlichen Bettzeit erfolgen und leicht verdaulich sein. Ideal diesbezüglich ist ein Mix aus Kohlenhydraten (wie Kartoffeln oder Vollkornbrot) mit tryptophanhaltigen Eiweißprodukten wie Huhn oder Fisch. Tryptophan ist eine Aminosäure, die die Produktion des Schlafhormons Melatonin begünstigt und fördert.“


Was fördert die Entspannung und den gesunden Schlaf zusätzlich?
Günther W. Amann-Jennson: „Bewährte Methoden aus der Naturheilkunde sind entspannende Kräutertees, Massagen oder ein warmes Fußbad.“
Kann auch Sex den gesunden Schlaf fördern?
Günther W. Amann-Jennson: „Auf Sex am späten Abend sollte man sich nur einlassen, wenn man relativ sicher ist, dass man einen Höhepunkt haben wird. Denn nur dadurch kommt es zu einer tiefen Entspannung, die bei Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen helfen kann.“
Gesundheits-Tipps: Was gesunden Schlaf fördert
Sanfte Hilfen. Diese Tipps können bei Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen helfen:
► Kein Alkohol
Bier oder Wein machen zwar müde und man kann zunächst gut einschlafen, aber man wacht nachts leichter auf. Daher: Maximal ein Gläschen!
► Ruhe
Das Zimmer sollte ruhig, kühl, aber nicht zu kalt sein. Die ideale Zimmertemperatur zum Schlafen liegt bei 18 bis 20 Grad. Regelmäßig lüften!
► Rituale
Auch Schlafrituale geben Halt, beruhigen und entspannen. Ideal: Ein Abendspaziergang, eine Tasse Kräutertee, ein Bad oder warme Milch.
► Nur müde schlafen gehen
Gehen Sie erst schlafen, wenn Sie die Müdigkeit überkommt. Das Bett nur zum Schlafen (nicht zum Arbeiten, Fernsehen) nutzen.